An der Therese-von-Bayern-Schule gehört die Klassenfahrt für die BOS Schülerinnen und Schüler in der ersten Schulwoche zur Tradition. Ich war anfangs ein wenig skeptisch, weil ich mir eigentlich Besseres vorstellen konnte, als mit 25 mir fremden Menschen drei Tage lang eng zusammenzurücken. Im Nachhinein kann ich jedoch sagen, dass ich mir zwar immer noch Besseres vorstellen kann, – wie einen Lottogewinn oder einen Bulldoggen Welpen oder Ähnliches –, die Fahrt allerdings ein Erlebnis war, das ich nicht gern verpasst hätte. So stand die B12M-C also am Mittwochmorgen, den 15.09.2021, am Harras, um gemeinsam nach Agatharied zu fahren. Dort angekommen hat ein Teil der Klasse recht schnell festgestellt, dass falsch gepackt wurde. Irgendwie war es (schwül)wärmer als gedacht. Aber sei´s drum. Die Mitarbeiter der Jugendherberge Berghof waren so nett, unser Gepäck abzuholen, weil man vom Bahnhof aus noch eine halbe Stunde zur Unterkunft laufen muss. Zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass es fast ausschließlich bergauf geht. Vielleicht war die Herberge aus genau diesem Grund ausgewählt worden. Ein smarter Schachzug; die erste Teambuildingmaßnahme. Oben angekommen waren wir uns nämlich im Kollektiv einig: Fanden wir blöd. Wandern ist eher nicht so unser Ding. Umso größer war die Freude, dass nach einem Kaiserschmarrn-Mittagessen weitergewandert werden sollte. Doch spätestens als wir an einer Alm vorbeigekommen sind und sich eine Kuh erbarmt hat, mit uns für Selfies zu posieren, war der Frust auch schon wieder vergessen und es ging recht entspannt weiter. Auf dem Weg ins Dorf, in das wir alle unbedingt wollten, weil da ein Edeka ist, haben sich zwei sogar die Wiese runterrollen lassen. Nachdem unsere Rucksäcke dann um das ein oder andere Augustiner schwerer geworden sind, stand ein Taxi bereit, das ein paar Leute gerufen hatten, um den Weg zum Jugendhof nicht noch einmal laufen zu müssen. Wirklich. Der Rest der Klasse fand das ein wenig komisch, hat gelacht, aber neidisch waren wir allemal. Nach dem Abendessen kam das obligatorische Kennenlernspiel: Jeder sollte sich mit einem Adjektiv vorstellen, das den Anfangsbuchstaben des Vornamens trägt. Wir waren dominant, krass, massiv, cool, massakrierend, ehren- und makellos. Aber auch lustig, tolerant, mutig und freundlich. Den restlichen Abend hat jeder anders ausklingen lassen. Es wurden Billard und Werwolf gespielt, gesungen, getanzt und viel gelacht, bis tief in die Nacht. Dementsprechend dunkel waren die Augenringe, als wir uns am nächsten Morgen in Jogginghosen und Adiletten an weiteren Teambuildingspielen versucht haben. Wir haben Knoten entwirrt, uns nach Alter und Geburtstag sortiert und wissen jetzt, wer später einmal heiraten will oder gern einen All inclusive Urlaub macht. Und auch, wer sein Brot mit Nutella und Butter oder nur mit Nutella isst. Da die Karten nun auf dem Tisch lagen, ging es ab zum Schliersee, um eine Führung durch die Slyrs Whiskey Destillerie zu machen und den guten bayerischen Edelbrand zu verkosten. Letzteres hat uns sehr gut gefallen. Im Anschluss daran hatten wir sogar noch Zeit, die schöne Aussicht direkt am See zu genießen. Als es dann begonnen hat zu regnen, waren wir sogar ein bisschen froh, weil wir doch richtig gepackt hatten! Und es ist kaum vorzustellen, wie schnell wir alle gerannt sind, um einen Platz in dem Großraumtaxi zu ergattern, das wir an den Bahnhof von Agatharied bestellt hatten, um nicht schon wieder zur Herberge laufen zu müssen. Der zweite Abend war sogar noch besser als der erste: Die armen Dorfbewohner wurden mit links von den Werwölfen zunichtegemacht, das Billardspielen wurde energischer und die Diskussionen hitziger. Wir durften einem schönen Duett und Klaviermusik lauschen. Und als wir am nächsten Vormittag mit dem Zug zurück nach München fuhren, saßen wir schon nicht mehr in kleinen Grüppchen zusammen, sondern haben außerschulische Pläne geschmiedet. Alles in einem war es also eine wirklich schöne Klassenfahrt.

Franzi

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